Seit nunmehr 325 ereignisreichen Jahren besteht nun der Allgemeine Schützenverein Hiddingsel e.V. 1695. Ein guter Grund zurück zu blicken und bedeutende Geschehnisse in Erinnerung zu rufen. Unter dem Eindruck der vielen Kriege und Krisen, unter denen die Landbevölkerung immens litt und mit dem Wissen, sich nur selbst schützen zu können bildeten sich sog. Schutz,- Hilfs- und Wehrgemeinschaften. So war es auch im Jahre 1695 in Hiddingsel. Bedauerlicherweise sind aus dieser Anfangszeit und auch aus den nachfolgenden knapp 200 Jahren keine Informationen mehr vorhanden. Auch wenn es schriftlich nicht festgehalten ist, änderten sich die Aufgaben der Schutz,- Hilfs- und Wehrgemeinschaft im Laufe der Jahre. Bedingt durch eine Verstetigung der öffentlichen Ordnung im 18. Jahrhundert, bekam die Aufgabe des Schutzes des Dorfes weniger Gewicht und der Wandel zu einem bürgerlichen Verein ging damit einher.
Dieses wurde dann im Jahre 1841 dokumentiert, indem die Schutz,- Hilfs- und Wehrgemeinschaft in 28 Paragraphen die Aufgaben, die Gliederung, die Ordnung beim Schießen sowie die Gestaltung des Festes beschrieb. Auch wenn es in den vergangenen 179 Jahren Änderungen dieser Statuten gegeben hat, bilden diese noch immer das Grundgerüst des heutigen Vereins. Ergänzt wurde dies im Jahre 1883 mit der Einführung der Protokollführung, mit der dann auch der Verlauf des Hiddingseler Schützenfestes schriftlich festgehalten wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Ereignisse und die Entscheidungen der Gemeinschaft dokumentiert, so dass diese nun auch für die nachfolgenden Generationen nachvollziehbar sind. Wie den Protokollen zu entnehmen ist, erlebte die Gemeinschaft einen Aufschwung im dörflichen Leben und gewann weiter an Bedeutung. Im Jahre 1914 und vor dem Hintergrund einer stetigen Militarisierung im deutschen Kaiserreich gab sich die Schutz- Hilfs- und Wehrgemeinschaft den Namen „Allgemeiner Bürgerschützenverein Hiddingsel“. Dies war auch das Jahr, in dem in Hiddingsel nochmals Schützenfest gefeiert wurde.
Der erste Weltkrieg in den Jahren 1914 – 1918 und die daraus resultierenden Folgen führten dazu, dass das nächste Schützenfest erst wieder im Jahre 1920 gefeiert werden konnte. Das letzte Schützenfest vor dem zweiten Weltkrieg fand dann im Sommer 1939 statt. Ansonsten ist zu bemerken, dass für die Jahre 1933 bis 1945 keine Informationen vorliegen, wurden doch alle Seiten in den Protokollbüchern, die diese Jahre betreffen, herausgerissen. Im Jahre 1949 gab es dann einen Neuanfang. Das erste Schützenfest nach dem zweiten Weltkrieg wurde gefeiert. Da aufgrund der Nachkriegsfolgen für die Bevölkerung keine Schusswaffen erlaubt waren, wurde der König mittels der Armbrust ermittelt. Somit wurde Hubert Walterbusch, der zu seiner Königin Frau Lucia Elvert erkor, vermutlich der erste und letzte Armbrustkönig des Vereins. Ab dem Jahre 1950 wurde dann auch ein Sternkönig ermittelt. Hier gelang es August Helmig die Königswürde zu erringen, der seine Frau zur Königin erkor. Ab 1949 wurde dann wieder alljährlich mit Ausnahme der Jahre 1954 und 1969 ein Schützenfest gefeiert. Auf das Schützenfest 1969 wurde angesichts der bevorstehenden Feierlichkeiten zum 275-jährigen Jubiläum des Vereins im Jahre 1970 verzichtet.
Die Siebzigerjahre brachten dann Veränderungen und Neuerungen für den Verein. So erkannte man, dass das am Montagnachmittag stattfindende Sternschießen leider nicht mehr den erhofften Zuspruch fand. Nach langen Diskussionen entschied dann die Generalversammlung im Frühjahr 1975, das Sternkönigsschießen und den Königsball am Montag nicht mehr durchzuführen. Hierfür wurde ein verlängerter Frühschoppen eingeführt, der bis in die heutige Zeit als einer der Höhepunkte des Hiddingseler Schützenfestes gilt. Letzter Sternkönig des Vereins war somit Karl-Heinz Beuers. Er erkor seine Ehefrau Inge zur Sternkönigin. Im Rahmen einer beeindruckenden Zeremonie wurde ihm auf dem Frühschoppen 1975 vom ältesten Schützenbruder, dem 94-jährigen Alois Kleiß, die Königskette abgenommen und in einem eigens vom Jägerzug gebauten schwarzen Sarg mit der Aufschrift: „Sternkönig ade“ gelegt. Dieser wurde dann unter dem Trommelwirbel des Spielmannzuges Buldern hinausgetragen In die Siebzigerjahre fiel dann ein erneuter Wechsel des Standortes der Vogelstange. Während diese in den Fünfzigerjahren ihren Platz am Ortsausgang im Bereich der Schützenstraße hatte und später dann an den Sportplatz verlegt wurde, stand aufgrund des Neubaus der Sportanlage ein erneuter Umzug an. Am Wido wurde ein guter Platz gefunden. Dieser Zustand hielt jedoch nicht lange an, musste man zu Beginn der Achtzigerjahre aufgrund des Neubaus der Tennisanlage erneut weichen. Zudem verlangten die Behörden den Bau einer Kugelfanganlage. So zog man in den Schatten hochkroniger Eichen am Eingang des Widos und parallel dazu konnte unter der Federführung von Horst Felske die geforderte Kugelfanganlage erstellt werden. Viele Vereine beneiden uns seither, ob der idyllischen Lage der Vogelstange.
Diese erlebte dann im Jahre 1995, im Jahr des 300-jährigen Jubiläums des Schützenvereins mit dem ersten Kaiserschießen einen Höhepunkt. Unter Teilnahme von etwa 40 Ex-Majestäten, konnte Hubert Emming als bisher einziger Schützenbruder in der Vereinsgeschichte, das Kaiserschießen für sich entscheiden. Zu seiner Kaiserin erkor er seine Frau Angela. Leider sind beide viel zu früh von uns gegangen. Hubert Emming verstarb im Jahre 2000, seine Frau Angela folgte ihm 2003. Am Donnerstag, den 22. Juni wurde das Jubiläum mit einem Damenkaffee begonnen. Dazu kamen viele Damen des Dorfes in das Festzelt und verbrachten einen schönen Nachmittag bei Kaffee, Kuchen und einem bunten Programm. Am Freitag erfolgte das Antreten zum Kaiserschießen. Viele Ex-Majestäten waren dabei. Unter Ihnen auch mit 82 Jahren der älteste König, seine Majestät von 1935 Heinrich Große Wiesmann. Der Ausgang des Kaiserschießens ist bekannt. Am Abend fand der Festakt mit vielen geladenen Gästen statt. Als Festredner konnte der damals sehr bekannte FDP-Politiker Jürgen W. Möllemann die Anwesenden begeistern. Er hatte eine Überraschung im Gepäck. So lud er unser Kaiserpaar Hubert und Angela mit 50 Hiddingseler Schützen nach Berlin ein. Dem noch amtierenden Königspaar Dirk Homann und Manuela Weinmann schenkte er einen Tandemsprung aus 4000 Metern Höhe, wobei er versprach mitzuspringen. Musikalisch wurde der Abend vom Spielmannszug Buldern, der Bläservereinigung Albachten sowie von der Medium Bigband Dülmen begleitet. Am Samstag wurde das Jubiläumsfest mit der Schützenmesse um 18:00 Uhr fortgesetzt. Anschließend fand der Festball zu Ehren des amtierenden Königspaares und Kaiserpaares statt. Unter den Klängen der der Band Concorde wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Sonntags fand der Sternmarsch mit allen befreundeten Vereinen statt. Der Festumzug durch unser schönes, rot-weiß geschmücktes Dorf führte alle Schützenbrüder zum Sportplatz. Bei strahlendem Sonnenschein wurden einige Festreden gehalten. Im Anschluss fand das Königsschießen im schönen Wido statt. Dort konnte sich Norbert Lütke Uhlenbrock um 16:50 mit dem 120. Schuss zum Jubiläumskönig küren. Zu seiner Königin erkor er seine Ehefrau Annemarie. Nach dem Freischlagen der Brücke durch die Grenadiere konnte das Königspaar proklamiert werden. Es folgte eine rauschende Ballnacht, so wie man es in Hiddingsel nicht anders kennt. Der Frühschoppen am Montag nahm den gewohnten Verlauf. Nach den obligatorischen Grußworten wurden zahlreiche verdiente Mitglieder für ihre Verdienste geehrt. Eine besondere Überraschung erhielt der damalige Schießwart Günter Kuhnhold. Ihm wurde eine selbst gebaute Munitionskiste überreicht. Nach dem Eintreffen der Königin und allen anderen Damen wurde noch bis in die späten Abendstunden gefeiert. Im nächsten Jahr wird dann, anlässlich des 325-jährigen Jubiläums der zweite Kaiser des Schützenvereins ermittelt.
Im Jahr 1996 übernahm Michael Winkler das Amt des 1. Vorsitzenden von Ludger Wentingmann. Acht Jahre führte er die Geschicke des Vereins, bis er 2004 von Wolfgang Mütherig abgelöst wurde. Wolfgang Mütherig stand dem Verein bis 2012 vor, ehe er den Staffelstab an den heutigen Vorsitzenden Peter Emming übergab. In den Jahren nach dem 300-jährigen Jubiläum gab es noch einige Ereignisse, die den Verein sowie unser Dorf für die Zukunft prägen sollten. Im April 1997 wurde der Denkmalplatz neu eingeweiht und dem Schützenverein zur weiteren Pflege übergeben. Nach 1980 wurde im Vorfeld der Einweihungsfeierlichkeiten das St. Georg-Denkmal nochmals gedreht. Seit 1997 steht es so wie wir es heutzutage sehen. Im selben Jahr haben Unbekannte den Kugelfang In Wido mutwillig in Brand gesetzt. Kurz vor dem Schützenfest haben viele fleißige Hände diesen Schaden behoben, so dass dem Vogelschießen 1997 nichts mehr im Wege stand. Der/die Täter konnten nie Dingfest gemacht werden. Seit diesem Ereignis wird der Kugelfang das Jahr über immer auf halber Höhe befestigt. 1998, nach 27 Jahren treuen Diensten bei den Offizieren und für unseren Verein trat Karl-Heinz Rose aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt als Oberst zurück. Willi Geilmann wurde zum neuen Oberst ernannt. Eberhard Stewen wurde neuer Major und Ralf Till folgte ihm als Hauptmann. In diesem Jahr bekam der Jägerzug auch einen neuen Zugführer. Andreas Even übernahm das Amt von Bruno Grothues. 2003 schied Eberhard Stewen aus dem Offizierskorps aus. Ralf Till wurde zum Major und Andreas Even zum Hauptmann ernannt. Michael Rose stand ab diesem Jahr dem Jägerzug als Jägerleutnant vor. Im Jahr 2012 kam es durch den Tod von Willi Geilmann zum nächsten Wechsel an der Spitze der Offiziere. Ralf Till wurde Oberst, Andreas Even Major und Michael Rose Hauptmann. Der Jägerzug wurde nun von Thomas Chico Martin angeführt. 2014 gab Ralf Till sein Amt als Oberst ab. Ihm folgte Andreas Even, Michael Rose wurde Major und Christoph Terlau Hauptmann. Das Jahr 2000, das Millennium-Jahr. Der von einigen Nostradamus-Jüngern prophezeite Blackout blieb aus. In Hiddingsel lief alles wie gewohnt auf den Jahreshöhepunkt, das Schützenfest, zu. Zum Millennium- König krönte sich Thomas Krampe mit dem 140. Schuss. Als Königin regierte Claudia Brake an seiner Seite.
Im Jahr 2001 ging das „Kneipensterben“ in Hiddingsel weiter. Mit der Gaststätte Lohmann schloss im April eine jahrzehntelange Institution für immer seine Türen. Der Schützenverein musste sich nun um ein neues Königsquartier kümmern. Vorerst konnte die Majestäten im Pfarrheim eine Herberge finden. In den Jahren darauf wurde das Königsquartier noch einige Male gewechselt, bis es im Sattler 2008 seinen Platz fand. Auch heute noch kehren die Majestäten dort am Sonntagabend zum Essen ein. 2003 wurden Karl-Heinz Rose, Eberhard Stewen, Clemens Reick und Horst Felske auf der Generalversammlung zu Ehrenmitgliedern ernannt. In den folgenden Jahren konnten noch eine Reihe verdienter Schützenbrüder zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Im Jahr 2004 wurde Albert Fimpeler auf dem Frühschoppen geehrt. Albert ist seit 30 Jahren als Festwirt beim Schützenfest im Einsatz. 2005 ging unsere eigene Homepage erstmals online. Dirk Homann und Peter Emming haben ganze Arbeit geleistet. In den folgenden Jahren wurde die Homepage immer wieder überarbeitet, bis sie im Jahr 2018 komplett neu gestaltet wurde. 2007 spielte die Band Concorde zum 25. Mal auf dem Schützenfest. In diesem Jahr leider auch zum letzten Mal. Die Band löste sich auf, so dass der Schützenverein sich für 2008 nach einer anderen Band umsehen musste. 2008 wurden Antonius Cordel für 25 Jahre Doktorkutsche fahren und Günter Kuhnhold für 25 Jahre Schießwart auf der Generalversammlung geehrt. Bis zum Jahre 2009 durften junge Männer im Alter von 16 Jahren in den Verein eintreten. Um die Vorschriften des Jugendschutzgesetzes einzuhalten, wurde entschieden das Eintrittsalter auf 18 Jahre anzuheben. 2016 wurde diese Entscheidung wieder rückgängig gemacht. Durch diese Entscheidung wuchs die Mitgliederzahl des Jägerzuges rasant. Nach 32 Jahren jährlichem Beschuss durch eine Vielzahl von Schützenbrüdern musste der alte Kugelfang einem neuen weichen. Nach den neuen Regularien der Schießstandrichtlinien durfte auch nicht mehr auf den alten Kugelfang geschossen werden. Nach vielen Stunden Arbeit konnte eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Dirk Schürjann den neuen Kugelfang 2015 dem zuständigen Beamten zur Prüfung vorstellen. Dem Königsschießen 2015 stand jetzt nichts mehr im Wege. 2016 wurde der Festverlauf zum Schützenfest zunächst auf Probe geändert. Hierbei entfiel das Antreten am Sonntagmorgen, und der Frühschoppen sonntags wurde nicht mehr durchgeführt. Die Gefallenenehrung und Parademarsch wurden auf den Samstagabend verlegt Der Sonntag begann dementsprechend offiziell am Mittag mit dem Antreten am Altenheim. Nachdem der „Probelauf“ auf dem Schützenfest für sehr gut befunden wurde, hatten alle Mitglieder die Möglichkeit auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung darüber abzustimmen, ob es diese Festfolge beibehalten werden sollte. Auf dieser Versammlung entschied sich die Mehrheit für den neuen Festverlauf. 2018 bekam der Schützenverein durch den Wegfall der Tennisanlage die Möglichkeit, den Festplatz zu vergrößern. In Zusammenarbeit mit dem Sportverein und vielen fleißigen Helfern konnte dieses Projekt gestemmt werden, so dass der Grundriss des Zeltes verändert werden konnte. Auch muss man so für das Jubiläum und ein größeres Zelt keinen neuen Standort suchen. Viele Aktivitäten prägen seit Jahren das Vereinsleben. In diesem Text sind nur einige Anekdoten und wichtige Ereignisse aufgeführt. So gehören neben der Königsfreibierversammlung und der Teilnahme am Adventsmarkt auch die traditionelle Fahrradtour für alle Hiddingseler Bürger und Bürgerinnen zum Jahresprogramm. Hier soll die Gemeinschaft gefördert und über die nächsten Jahrzehnte hinaus weiter aufrecht erhalten werden.